Leere Rentenkassen

Die größte Gefahr für unsere finanzielle Unabhängigkeit, gerade im Alter, steckt im Rentensystem. Die Rahmenbedingungen werden sich in den kommenden Jahrzehnten dramatisch verschlechtern und das wird jeden von uns tangieren. Unsere Politiker sind immer noch nicht bereit uns die volle Wahrheit zu sagen! „Unsere Renten sind sicher!“ tönte einst ein Arbeits- und Sozialminister.

Was ökonomisch auf Dauer falsch ist, kann politisch auf Dauer nicht richtig sein.[1]

Durch den Rückgang der Geburtenrate, dem Anstieg der Lebenserwartung, dem „herumdoktorn“ der letzten Regierungen an verschiedenen Stellschrauben und der Rentenreform der jetzigen Regierung zur Verbesserung der Mütterrente, der Erwerbsminderungsrente und zur abschlagsfreien Rente ab Alter 63 sind große Löcher in den Rentenkassen entstanden, beziehungsweise werden noch entstehen. Denn das Verhältnis zwischen berufstätigen Beitragszahlern und Rentenempfängern kippt. Die gesetzliche Rentenversicherung ist nämlich ein System, das von der Hand in den Mund lebt. Der „Altenquotient“ wird nach den Modellrechnungen der Bundeszentrale für politische Bildung[2] bis 2030 auf fast 1:1 empor schnellen. Dieser gibt das Verhältnis der Erwerbstätigen im Alter zwischen 20 und 60 Jahren zu den über 60 jährigen an. Auf jeden Rentner kommt demnach ein Beitragszahler. Im Jahre 2000 kamen auf einen Rentner noch ca. zwei Einzahler. Das Verhältnis ändert sich also innerhalb von 30 Jahren von 2:1 auf annähernd 1:1, mit drastischen Auswirkungen auf die Rentenauszahlungen auf der einen und den Beitragssätzen auf der anderen Seite. Die Renten werden stagnieren und im schlimmsten Fall sogar sinken. Hierbei sind die Auswirkungen der Inflation noch gar nicht berücksichtigt. Anderseits werden die Beitragssätze ansteigen oder im besten Fall konstant bleiben.

Unser Rentensystem ist daher im engeren Sinne keine Versicherung, sondern ein Geldvernichtungssystem. Bei einer Versicherung trägt das Kollektiv der Mitglieder, hier alle Beitragszahler und Zahlungsempfänger der Rentenversicherung, das Risiko im Schadensfall, nämlich bei Renteneintritt einen Geldbetrag an den „Geschädigten“ auszuzahlen. Um dies zu ermöglichen, bildet eine Versicherung aus den Beitragseinnahmen Rücklagen. Unser Rentensystem hat aber keine Rücklagen! Im Gegenteil: Um überhaupt alle laufenden Rentenauszahlungen zu ermöglichen, muss der Staat jedes Jahr einen zweistelligen Milliardenbetrag aus Steuermitteln zuschießen. Die Abhängigkeit der Rentenzahlungen von dieser Tatsache wird sich in den nächsten Jahren noch verstärken.

Auch handelt es sich bei unserem Rentensystem nicht um eine Geldanlage. In diesem Fall würden nämlich eigene Beitragszahlungen, der Arbeitnehmeranteil, und die Zahlungen des Arbeitgebers, der Arbeitgeberanteil, auf ein persönliches Konto eingezahlt und auf dem Kapitalmarkt verzinst. Im Leistungsfall erhält man dann den Kapitalstock oder daraus eine lebenslängliche Rentenzahlung. Leider ist dem nicht so! Man muss schon Glück haben, um wenigstens die eingezahlten Beiträge wieder zurück zu erhalten.

Wie kam es aber zu dieser Misere? Der beispiellose Aufstieg der Bundesrepublik nach dem Zweiten Weltkrieg durch das „Wirtschaftswunder“ ist dem damaligen Wirtschaftsminister Ludwig Erhard zu verdanken. Ohne Abstimmung mit den Alliierten und gegen heftigen Widerstand verkündet er einen Tag vor der Währungsreform 1948, dass Zwangsbewirtschaftung und Preisbindung aufgehoben werden. Der Grundstein für unsere soziale Marktwirtschaft ist gelegt. Eine epochale Fehlentscheidung trifft indes Kanzler Adenauer 1957 mit der Einführung der dynamischen Rente. „Kinder“, so Adenauers berühmtes Diktum, „bekommen die Leute doch immer“. Er schlägt alle Warnungen Erhards in den Wind und installiert ein rein umlagefinanziertes Rentensystem. Zudem koppelt er die Rentenhöhe an die Entwicklung der Bruttolöhne. Diese Fehlentscheidungen der Ära Adenauer machten sich zwar erst langfristig bemerkbar, sind dafür aber umso gravierender. Die umlagefinanzierte Rentenkasse kann die Alterung der Gesellschaft nicht mehr bewältigen und steht heute vor dem Kollaps. Was bleibt nun zu tun? Kurzfristig müssen entweder die Rentenbeiträge stark erhöht oder die Leistungen gekappt werden. Unsere Politiker haben sich derzeit für einen Mittelweg entschieden. Als langfristige Lösung kommt aber nur der Ausstieg aus der umlagefinanzierten Rente und der Einstieg in eine kapitalfinanzierte Rente, sprich Geldanlage, in Betracht. Anderenfalls bürden wir unseren Kindern und Enkeln immer mehr Lasten auf, die diese mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr bewältigen können.

[1] Franz Vranitzky, ehemaliger österreichischer Bundeskanzler und Bundesparteivorsitzender der SPÖ

[2] Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn © 2008/2012/2013, www.bpb.de, Die soziale Situation in Deutschland, Bevölkerung, Entwicklung der Altersstruktur

Auszug aus dem Kapitel “Leere Rentenkassen”.  Weitere detaillierte Infos und den vollständigen Artikel in unserem ebook “Wir sind dann mal im Ruhestand”. Bei Amazon erhältlich!


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